Grundsatz-Philosophie

Lebensregel Nr. 1:
wann immer wir kognitiv aktiv werden (neue Erkenntnisse oder Gegenstände erfassen) befolgen wir diese Vorgangsweise:
In der dependenten Phase geben wir uns dem Neuen ganz hin. Wir gehen in ihm vollkommen auf. Die Aufmerksamkeitsleistung ist gewaltig. Wir konzentrieren uns voll auf das Neue. Es werden ständig Argumente aus dem Lebensalltag aufgenommen, die diese Überzeugung stützen sollen. -


Bis es schließlich zum Bruch kommt, auf Grund des Widerstandes, den uns die Wirklichkeit entgegenstellt. Die konterdependente Phase entwickelt sich. Wir entdecken, dass wir uns darin ganz verloren haben und das mit soviel Bemühen gestützte Neue uns enttäuscht hat.
Aus Enttäuschung und Beleidigung, verneinen wir alles was früher so gut war. Wir sind jetzt in negativer
Abhängigkeit von dem ursprünglich Neuem.

Langsam setzt dann - in der interdependenten Phase - die Erkenntnis ein, dass doch nicht alles schlecht war. Wir erkennen die Relativität beider Phasen.


DEPENDENZ

KONTERDEPENDENZ

INTERDEPENDENZ
Diese Lebensregel Nr. 1 ist ein Grundgesetz des Individuums.
Geboren in einer ursprünglichen Einheit (Dependenz) folgt die Phase der kritisch-destruktiven Entzweiung (Konterdependenz) und mündet in die spekulativ-konstitutive endgültige Einheit, (die Interdependenz) als 3. Phase.
Eine Independenz ist nicht möglich, da das Individuum ein Gesellschaftswesen ist.
Diese Lebensregel gilt sowohl für psychologische wie auch für kongnitive Prozesse.
Z.B. Ist das Kleinkind in voller Abhängigkeit und Dependenz. Im darauf folgenden ständigem Nein-Sagen baut es das Ich in Opposition zur Umwelt auf (entwickelt das Ich). Bis es intuitiv abwägend - manches akzeptiert und manches ablehnt - immer reifer wird.

Dies gilt auch für Sach-Gegenstände. Der Neue wird überschätzt und dann als schlecht beurteilt, bis man seinen relativen Wert erkennt.

Dieser 3-phasen Prozess ist in unserer Lebenspraxis als Regel anzusehen, da diese grundsätzliche Bewegung von situativen Momenten beeinflusst wird.

In der reinen Form ist es ein Gesetz (ein Grundgesetz), das der dialektischen Bewegung entspricht.

Es handelt sich um Aktivitätsgesetz aus dem Aktionsraum.

Wir unterscheiden den Aktionsraum, den Anschauungsraum und den gestimmten Raum (nach E. Ströker).

Die erste und zweite Phase dieses Prozesses entsprechen dem ontischen Denken, während wir erst in der dritten Phase dem ontologischen, philosophischen Denken gerecht werden.

Die beiden ersten Phasen werden auch Verstandesdenken genannt. Dieser Verstandeserkenntnis erscheinen auch Glaubensinhalte gegenständlich und der Verstand analysiert diese in der ihm gegebenen Manier. Aber Subjekt des Glaubens sollte nicht der isolierende Verstand sein, sondern die ganze Person.

Beispiele der Interdependenz Abfolge:


Individuum - Kollektiv
Technik - Freiheit
Anpassung - Freiheit
Wenn wir uns die Dependenz genauer ansehen, so zeigt sicht folgendes:

In der Phase der Dependenz wird verabsolutiert. Es wird getan, als ob diese Erkenntnis oder Situation alle Probleme lösen könnte; ja den Himmel auf Erden darstellen würde.
Weiters ist für diese Phase die Extrapolation kennzeichnend. Alles und jedes noch so entfernt liegende wird unter diesem neuen Gesichtspunkt subsummiert (gesehen).
Die Erziehung sollte durch die beiden Phasen zur Interdependenz führen:
Aus der absoluten heteronomen Bestimmung (eine irrationale Weise) soll über die absolute autonome Bestimmung (ebenfalls eine irrationale Weise) zur relativen heteronom/autonomen Bestimmung (die vernünftige oder rationale Bestimmung) geleitet werden.

Die Erziehung liegt dann zwischen Selbständigkeit und Anpassung (letzteres ermöglicht die nötige Akzeptanz von Autoritäten).

Die Erziehung führt dann zur Mündigkeit: Die Emanzipation (das ist die Freiheit von ..) ermöglicht dann die Mündigkeit (das ist die Freiheit zu ..)


Bleiben wir in Abhängigkeit - also heteronom bestimmt - dann werden wir auch leicht Beute für absolute Autoritäten. Erzieherische und politische Faktoren haben Einfluß auf die Mündigkeit. Somit stellt Mündigkeit sowohl eine individuelle als auch eine gesellschaftliche Aufgabe dar.

Immanuel Kant führt 3 Formen der Unmündigkeit an: die häusliche (Kindererziehung), die bürgerliche (durch Gesetz und Ordnung bedingte) und die fromme (durch die kirchlichen Institutionen bedingte) Unmündigkeit.


Die Mündigkeit führt zu einem gesunden Willen. Denn der Wille ist das Vermögen nach bewußten Vorstellungen und deutlichen Gründen zu handeln.
Wir sprechen in der neuen Zeit immer vom lebenslangen Lernen.

Wir müssen hierbei unterscheiden zwischen Lernen und Studieren.
Das Lernen muss seinen Abschluss finden mit einer einigermaßen gefestigten Persönlichkeit. Das lebenslange Lernen würde dann bedeuten, dass wir es einem Menschen zu tun haben, der sich jeweils nach dem Wind richtet. Einen Charakter kann dieser Mensch nicht haben. Und gerade ein Charakter ist notwendig für Freundschaft (die durch dick und dünn geht), für patnerschaftliche Beziehungen (Ehe); das heißt letztlich die Bestätigung einer form von Erwartungshaltung.

Hingegen bedeutet lebenslanges Studieren ein verantwortliches, auf seine Person abgestimmtes, selektives Aufnehmen von Erkenntnissen. Diese Erkenntnisse führen zu Verhaltensweisen, die mit der Person im Einklang stehen.

Objektorientiertes Lernen (ein starres orientieren an den Dingen dieser Welt) reduziert den Menschen selbst zu einem Objekt und führt zu dessen Funktionalisierung. Dies beobachten wir insbesondere im Bereich der Technik.

Das schulische Lernen hat die Tendenz in sich das jeweilige politische System zu stabilisieren und den Lernenden in Abhängigkeit zu halten (gelernte Hilflosigkeit). Dies führt zu der Überzeugung der Unbeeinflußbarkeit der eigenen Situation.

Die ontogenetische Betrachtung der 3 Phasen zeigt einen immer wiederkehrenden Ansatz in der Dependenz und das Scheitern in der dritten Phase. Bei richtiger Anleitung setzt aber der kongnitive Prozeß bereits in der ersten Phase in immer allgemeineren Zusammenhängen an. Das Scheitern ermöglicht einen neuen Ansatz.

Die phylogenetische Betrachtung der 3 Phasen zeigt sich vor allem in Form der Angepasstheit des Organismus. Das Scheitern kann nicht mehr zurückgenommen werden: der Organismus stirbt ab und aus.

Fortsetzung folgt:

Person als Begriff der geistigen Mitte:

Je weniger der Mensch eine geistige Mitte hat, die sich durch Lebenstiefe auszeichnet, desto weniger kennt er das Gefühl der Ergriffenheit, desto weniger ist er gläubig.
Er ist letztlich nicht fähig zu einer Bejahung seiner Existenz und in weiterer Folge zu wahrhafter Freude, Hoffnung und Liebe.


Einem Leben, das sich in einem unversöhnlichen Gegensatz befindet, kann auch die Wirklichkeit nur qualvoll ins Bewßtsein treten.

Lebensregel Nr. 2

Wächst die Quantität ständig an, dann kippt die Qualität.

Lebensregel Nr. 3

Kontraktion und Expansion wechseln einander ständig ab.

Diese Seite ist in Arbeit Dez. 1999